NAVEND – Der Name ist Programm
NAVEND ist der kurdische Begriff für „Zentrum“ und steht für die Ziele und Grundsätze des seit 1992 bestehenden eingetragenen Vereins. Sitz und Geschäftsstelle von NAVEND ist Bonn. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt und versteht sich als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik, Einrichtungen der Integrationsarbeit und ihren Zielgruppen, Journalisten und der interessierten Öffentlichkeit. NAVEND ist ein Begegnungszentrum, ein Ort für Gespräche und Fragen, Diskussions- und Arbeitsgruppen. Durch seine Arbeit will der Verein ein Forum bieten für die offene intellektuelle Auseinandersetzung, für den politischen Dialog in gegenseitiger Achtung. Als Zusammenschluss unabhängiger Einzelpersonen lehnt NAVEND es strikt ab, sich von bestimmten politischen Gruppierungen und Parteien dominieren oder für deren Ziele instrumentalisieren zu lassen.
Warum gibt es NAVEND ?
In Deutschland leben circa ein bis 1,2 Millionen Menschen, die aus Kurdistan stammen. Sie sind die zweitgrößte MigrantInnengruppe in der Bundesrepublik. In Kurdistan leben ungefähr 35 Millionen Kurden in einem Siedlungsgebiet von rund 520.000 Quadratkilometer ohne einen eigenen Staat oder völkerrechtlich anerkannten Status. Sachliche Informationen über die Situation in ihrer Heimat, die geprägt ist durch politische Verfolgung, kulturelle Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen, sind nur in geringem Maße vorhanden. Dies liegt zum einem daran, dass in den Herkunftsländern Irak, Iran, Syrien und Türkei die Pflege der kurdischen Kultur und Sprache größtenteils unter Strafe gestellt ist. Andererseits wird auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung tabuisiert. Auch in Deutschland existiert keine wissenschaftliche Einrichtung, die sich schwerpunktmäßig mit der Thematik auseinandersetzt. An Hochschulen gibt es keine eigenständige Fachrichtung Kurdologie.
Die deutsche Öffentlichkeit wurde 1988 durch den Giftgasangriff des irakischen Militärs auf die Stadt Halabja auf die Situation des kurdischen Volkes aufmerksam. Drei Jahre später richtete sich das öffentliche Augenmerk erneut auf Kurdistan, als Saddam Hussein im Anschluss an den zweiten Golfkrieg mit brutaler Gewalt den Volksaufstand in Südkurdistan niederschlug.
Die Idee zur Gründung von NAVEND – Kurdisches Informations- und Dokumentationszentrum e.V. entstand aus dem Interesse der deutschen Öffentlichkeit, den Wissensstand über Kurden und kurdische Migranten zu erweitern. In Bonn trafen KurdInnen aus allen vier Teilen Kurdistans mit Deutschen zusammen, um eine Einrichtung zu schaffen, die der Anwesenheit einer großen kurdischen Minderheit Rechnung trägt und die Bearbeitung gemeinsamer Probleme ermöglicht. Der Verein leistet seinen Beitrag zu einem konfliktfreien Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Gleichzeitig besteht die Absicht, die Diskussion über politische Lösungsansätze der kurdischen Frage und Kooperationsmöglichkeiten anzuregen.