MediaCoach: Von Vorbildern lernen – Kurdische Jugendliche im Selbstfindungsprozess
Die Ausgangslage
„Bildungsversager, Kriminelle, potentiell Radikalisierte“ – Jugendliche mit Migrationshintergrund sind vielen negativen Zuschreibungen ausgesetzt. Besonders junge kurdische Migrant_Innen sind von Stigmatisierungen betroffen, denn medial treten sie größtenteils im Kontext von Konflikten in Erscheinung. Die Abwertung, die die Jugendlichen von außen erfahren, führt dazu, dass positive Selbstbilder nur mühevoll aufgebaut werden können; ob ihrer Herkunft empfinden sie sich als chancenlos.
Was brauchen die jungen Menschen, um ihre Potenziale zu erkennen? Wie können sie sich als handlungsfähig innerhalb der Gesellschaft wahrnehmen, in der sie leben und aufwachsen? Wo finden sie erstrebenswerte Vorbilder zur Inspiration für ihre eigenen Biografien? Erstaunliche Antworten auf diese Fragen finden die Jugendlichen meist selbst. Dazu beitragen sollen Erfolgsgeschichten, die Mut machen und die Lust wecken, einen Gegenbeweis anzustellen.
Bildungsaufsteiger, Kulturschaffende, Rechtsanwälte und Lehrkräfte mit kurdischer Herkunft dienen als Vorbilder. Trotz aller Widerstände haben sie es geschafft, ihre Ziele zu erreichen. Via Internet lässt sich der ganzen Welt vor Augen führen, wie Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland leben. Profis aus TV und Radio helfen dabei, möglichst viele Menschen mit dieser Botschaft zu erreichen.
NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. möchte mit diesem bundesweiten Projekt kurdischen Jugendlichen eine Plattform bieten. Gemeinsam mit ihnen möchten wir kreativ werden, Veranstaltungen durchführen, Internetpräsenzen aufbauen, uns vernetzen und dazu beitragen, dass kurdische Migrant_Innen in der Öffentlichkeit in ihrer Vielseitigkeit wahrgenommen und anerkannt werden.
Begegnungsräume für Jugendliche
Die Begegnungsräume sind die zentralen Werkstätten des Projektes. Hier erhalten Jugendliche die Möglichkeit, sich miteinander auszutauschen und mit Menschen mit Erfolgsbiographien ins Gespräch zu kommen. In diesen Begegnungsräumen werden die Fragen gesammelt, Vorbilder eingeladen, Ideen für Medienformate oder Vorführungen entwickelt und gemeinsam Pläne geschmiedet.
Schulungen: Jugendliche machen Medien
Im Austausch mit professionellen Journalisten und Medienschaffenden wird den Jugendlichen das Handwerkszeug vermittelt, um eigene Formate für verschiedene Medien zu erstellen. Viele Fragen können hier behandelt werden: Wie führe ich Veranstaltungen durch? Wie führt man Interviews? Wie funktionieren soziale Netzwerke? Wie schaffe ich es, dass sich Menschen für meine Formate interessieren? Wie leite ich Prozesse und Gesprächsrunden? Diese und viele andere Themen aus der Medienarbeit können hier besprochen werden.
Aufbau von Internetpräsentationen
Facebook und Youtube sind nur einige Beispiele für Plattformen im Internet. Hier können sich Menschen jeder Kultur und jeden Alters vernet-zen, austauschen, gemeinsam neue Ideen entwickeln und einen Zugang zur Öffentlichkeit erreichen. In Bildern, Videos, Musik oder Texten auf eigenen Homepages gibt es unzählige Möglichkeiten, eigene Gedanken sowie kreative oder sachliche Inhalte zu transportieren. So können Jugendliche ihre Lebenssituation in Eigenregie präsentieren – jenseits von Klischees und Vorur-teilen.
Durchführung von Veranstaltungen vor Ort
Neben virtuellen Netzwerken sollen direkte Kontakte vor Ort gefördert und die entwickelten Ideen darüber verbreitet werden. Auch Menschen aus der Nachbarschaft sollen die Möglichkeit erhalten, zu Aktionen, zum Gespräch oder zu einer Vorführung eingeladen zu werden. Dem Ideenreichtum für die Ausgestaltung der Veranstaltungsformate der Jugendlichen sollen möglichst keine Grenzen gesetzt werden: Sie können Politiker_Innen zu einer öffentlichen Diskussion einladen, Musik oder Videos vorführen, Tänze oder Theaterstücke präsentieren oder eine Talkshow planen.
Austausch mit Journalisten
Zahlreiche deutschsprachige und kurdische Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehsender und Radio-sender bieten den jungen Projektteilnehmern weit reichende Möglichkeiten, die Medienwelt kennen zu lernen und sich in ihr zu verorten. Journalist_Innen, Medienschaffende und Expert_Innen werden die Jugendlichen beraten und ihnen helfen, wirksame Formate zu entwickeln. Im Gegenzug können die Jugendlichen den Blick der Medienmacher auf die Vielfalt in unserer Gesellschaft verändern und schärfen. Durch die Erfolgsbiografien werden Klischees kritisch hinterfragt und abgebaut. Ebenso können Kontakte zwischen Vertreter_Innen kurdischer Medien und ihren deutschen Kolleg_Innen hergestellt oder intensiviert werden. So kann ein Dialog über die Darstellung und Wahrnehmung von Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere von kurdischen Jugendlichen, beginnen.
Informationsmaterialien und Netzwerke
Insbesondere zu kurdischen Migrant_Innen gibt es bislang nur wenige Informationen, obwohl sie eine der größten Einwanderergruppen in Deutschland sind. Diese Lücke gilt es mit den erstellten Präsentationen und einer Dokumentation zu schließen. Zudem soll der interkulturelle und intergenerationelle Austausch gestärkt werden. Tragfähige Netzwerke werden geschaffen, Informationen langfristig bereitgestellt und der Transfer gefördert.