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News-Eintrag vom 16.12.2022

In Gedenken an Munzur Çem

Wir nehmen Abschied von dem Schriftsteller, Journalisten und Forscher Munzur Çem (Hüseyin Beysülen), der am 11.12.2022 in Berlin nach schwerer Krankheit gestorben ist.

Er ist bekannt durch die Veröffentlichung von Romanen, zahlreichen Artikeln, Recherchen und Abhandlungen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. Insbesondere hat er sich durch seine vielfältige Forschung über Aleviten in Dersim, ihre Religion und den Dialekt Kirmancki/Zazakî verdient gemacht. Er war u.a. Gründungsmitglied des Schriftstellerverbandes Kurd-PEN und des Instituts für Sprache und Kultur der Kirmancî (Zaza) –IKK- e. V. (Ȋnstîtutê Ziwan û Kulturê Kirmancî (Zaza) –IKK- e. V.) in Berlin. Er war auch einige Zeit lang Vorstandsmitglied der IKK e.V.

Am 14.12.2022 fand in Berlin seine Trauerfeier statt, er wurde am 16.12.2022 in seinem Geburtsort Qurze/Hop im Distrikt Gêxi (Kiği) bei Çewlig (Bingöl) zu Grabe getragen.

Der unter dem Name Munzur Çem bekannt gewordene Schriftsteller wurde im Oktober 1945 im Dorf Qurze/Hop im Distrikt Gêxi (Kiği) bei Çewlig (Bingöl) geboren. Nach dem Besuch der Mittelschule in Qisle (Nazmiye)/Dersim besuchte er das Kolleg für Gesundheitswesen in Diyarbakir. Nach erfolgreichem Abschluss im Jahr 1966 arbeitete er zunächst im öffentlichen Gesundheitsdienst. 1967 nahm er ein Studium an der Akademie für Wirtschaft und Handel in Ankara auf, das er 1971 abschloss. Von 1975-1980 war er als Prüfer beim Obersten Rechnungshof in der Türkei tätig.

Kurz vor dem türkischen Militärputsch 1980 musste er ins Ausland flüchten und gelangte schließlich nach Deutschland, wo er von 1980-1984 lebte. 1984 siedelte er nach Schweden über, wo er politisches Asyl erhielt und später auch die schwedische Staatsbürgerschaft. Nach vielen Jahren in Schweden kehrte er später nach Deutschland zurück, heiratete dort Frau Dr. Gülistan Saribaş und lebte bis zu seinem Tod in Berlin.

Munzur Çem begann in den 70er Jahren, sich unter verschiedenen Pseudonymen als Schriftsteller, Journalist und Autor zu betätigen. Er publizierte u.a. unter dem Namen Munzur Çem in der Monatszeitschrift „Özgürlük Yolu“ und in der ab 1977 zweiwöchentlich erscheinenden türkisch-kurdischen Zeitung „Roja Welat“. Er gehörte auch den Redaktionen der genannten Publikationen an.

Während seiner Zeit in Deutschland war er verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Dengê KOMKAR“. Über einen langen Zeitraum hinweg gehörte er dem Politbüro/ZK der Sozialistischen Partei Kurdistan (TKSP/PSK) an. Auch war er Mitglied der Redaktionsgruppe „Vate“, welche eine Standardisierung von Kirmancki/Zazakî verfolgt.

Insgesamt veröffentlichte Munzur Çem Hunderte von Artikeln sowohl auf Kurdisch als auch in türkischer Sprache, und er publizierte mehr als 30 Bücher.

Hierzu einige Beispiele seiner Publikationen:

• Türkiye Kürdistanı: Ekonomik ve Sosyal Yapı, (Türkei-Kurdistan: Wirtschaftliche und soziale Struktur), Ahmet Taş 1985, auf Türkisch,

• Gülümse Ey Dersim (Lache, Dersim), Roman, 3 Bände, Munzur Çem 1990, 1991 und 1993 auf Türkisch,

• Tayê Kilamê Dersimi (eine Liedersammlung aus Dersim), Munzur Çem, auf Kurdisch Kirmanckî (Zazakî) Dialekt,

• Hewara Dêrsimî (Die Schreie aus Dersim), einige Lieder aus Dêrsim, auf Kurdisch (Kirmancki), 2004 Istanbul,

• Ferheng (Wörterbuch), Kurdisch (Kirmancki-Dialekt) – Türkisch,

• Alevilik Sorunu ve Dersim Ayaklanması Üzerine (Über das Alevitenproblem und den Aufstand von Dersim), Munzur Çem, auf Türkisch,

• M. Çem, Dersim`de Alevilik (Alevitismus in Dersim), 1999, 1991, auf Türkisch,

• M. Çem, Kule 38i, (Die Tiefe Wunde von Dersim 1938 – Erinnerungen von Zeitzeugen), Munzur Çem 1998, auf Kurdisch,

• M. Çem, Tanıkların Diliyle Dersim 38 (Die Erinnerungen der Zeugen von Dersim 38), Übersetzer: M. Cem, auf Türkisch, 1999 Istanbul,

• M. Çem, Dersim Merkezli Kürt Aleviliği (das Dersim zentrierte kurdische Alevitentum), Weşanên Vate (Vate Publications), erste Auflage 2009, zweite Auflage, 2011, Istanbul.

NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. war mit Munzur Çem freundschaftlich verbunden und stand mit ihm im fachlichen Austausch.

Mit ihm verlieren die Kurden einen führenden Forscher zu den Themen Alevitentum und Kirmancki/Zazakî. Munzur Çem gehörte einer Generation an, die wichtige Impulse für die kurdische Kultur und Gesellschaft gegeben hat.

Unsere Gedanken sind bei seinen Familienangehörigen und Freunden. Möge er in Frieden ruhen.

NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. 

Bornheimer Str. 20-22, 53111 Bonn
Tel: 0228 652900, Fax: 0228 652909
info@navend.de


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