Frohe Weihnachten und ein friedvolles Neues Jahr 2021
NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. wünscht Euch und Euren Familien ein harmonisches und erholsames Weihnachtsfest, einen schönen Jahreswechsel und alles Gute für das bevorstehende neue Jahr 2021.
2020, das nun zu Ende geht, war ein schwieriges Jahr, das uns alle vor Herausforderungen gestellt hat: Wegen der Corona-Pandemie, die weltweit über eine Million Menschenleben forderte, kam es zu vielfältigen Einschränkungen im Alltag und im Wirtschaftsleben, zur Schließung von Grenzen, vieles war nicht möglich – auch im Rahmen unserer Vereinstätigkeit. Nicht zuletzt erlebten wir die Sorge um Angehörige; die Krankheit hat auch in der kurdischen Bevölkerung gewütet. Nun hoffen wir im kommenden Jahr auf eine Entspannung der Lage.
Besonders denken wir heute an die Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind.
Die Großmachtambitionen der Türkei tragen hierzu wesentlich bei. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der eine pantürkische-panislamische Politik verfolgt, lässt keine Gelegenheit zu aggressiven Kriegshandlungen aus. Aktuell bombardiert die Türkei das „Ayn Isa“-Gebiet in Nordsyrien, wo 10.000 Menschen, vorwiegend KurdInnen, leben. Eine neue Massenflucht ist die Folge.
Auch die ethnische Säuberung in dem von der Türkei besetzten kurdischen Gebiet in Afrin (Syrien) dauert an. Erst vor wenigen Tagen berichteten die Medien, dass die mit der Türkei verbündete Syrische Nationale Armee 60 Personen in „Mabeta“, einer Gemeinde im Gebiet von Afrin, in der hauptsächlich alevitische KurdInnen leben, entführt hat. Ihr Schicksal ist unbekannt.
In Kurdistan-Irak kommt es immer wieder zu Bombardierungen, Zerstörungen und Plünderungen durch türkische Truppen.
Trotz dieser Kriegspolitik, die auch in Libyen, Berg-Karabach und im östlichen Mittelmeer stattfindet, liefert Deutschland weiterhin Kriegswaffen an die Türkei.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat aktuell am 22.12.2020 in einem Urteil entschieden, dass Selahattin Demirtas, ehemaliger Vorsitzender der pro-kurdischen HDP, seit Herbst 2016 zu Unrecht im Gefängnis sitzt, und hat seine sofortige Freilassung angeordnet. Für die Türkei als Mitglied des Europarats ist das Urteil bindend. Der türkische Präsident Erdogan hat es am 23.12.2020 scharf attackiert und als „scheinheilig“ bezeichnet.
Am gleichen Tag wurde der nach Deutschland geflüchtete Journalist Can Dündar zu 27 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt, weil die Zeitung Cumhuriyet, deren Chefredakteur er war, im Mai 2015 geheime Waffenlieferungen der Türkei an syrische Dschihaddisten öffentlich gemacht hat.
Es wird immer deutlicher, dass die Türkei sich weit von europäischen Rechtsnormen entfernt hat. Konsequenzen seitens der europäischen Institutionen und Staaten bleiben jedoch weiter aus.
Wir appellieren auch an die Weltöffentlichkeit, den Hinrichtungen im Iran nicht tatenlos zuzusehen. Ein Viertel der Hinrichtungsopfer im Iran während des ersten Halbjahres 2020 waren Kurden.
Unser größter Wunsch ist, dass Sie die aktuelle Corona-Krise gut überstehen und die Weihnachtsbotschaft „Frieden auf Erden“ näher rückt.