Zum Tod von Riza Baran – ein großer Verlust für die kurdische Community in Deutschland
In der Nacht zum 4. Mai 2020 starb Riza Baran nach längerer Krankheit im Alter von 78 Jahren. Wir sind sehr traurig, dass wir einen Freund und Mitstreiter verloren haben.
Riza Baran wurde am 19. April 1942 in Tabıroğlu/Kırşehir in der Türkei geboren. Er kam 1963 zum Studium nach Deutschland. 1970 wurde er in Berlin Berufsschullehrer und arbeitete auch als Dolmetscher.
Riza Baran engagierte sich unter anderem in kurdischen Vereinen und in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Er war 1979 Mitgründer des Dachverbandes KOMKAR-Verband der Vereine aus Kurdistan e.V. Auch in Berlin gründete er mehrere Vereine mit, z.B. das Kurdische Zentrum e.V. und die Kurdische Gemeinde Berlin-Brandenburg e.V.; besonders setzte er sich für Chancengleichheit in der Bildung, für die Integration von MigrantInnen und die Rechte von KurdInnen ein.
Er war vor rund 40 Jahren Mitgründer der Alternativen Liste (Vorgänger von Bündnis 90/ Die Grünen). Er errang als einer der ersten kurdischstämmigen Migranten ein Abgeordnetenmandat in Deutschland. Von 1995 bis 1999 war er Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, von 1992 bis 1995 Bezirksverordneter in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Kreuzberg und zuletzt von 2001 bis 2006 Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung des fusionierten Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg.
Er war ein Wegbereiter für Integrations- und Partizipationspolitik und zugleich eine Integrationsfigur, die über Parteigrenzen hinweg respektiert wurde. Große Verdienste erwarb er sich in der Förderung des Gedankens der Völkerverständigung.
Als NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. sich schon früh dem Integrationsthema zuwandte, war er ein wichtiger Partner, der als Referent für entsprechende NAVEND-Veranstaltungen zur Verfügung stand und sich auch an der Arbeit des NAVEND-Forums „Erziehung und Bildung“ (FEB) beteiligte.
Für seinen Einsatz erhielt Riza Baran im vergangenen Jahr den Verdienstorden des Landes Berlin.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, sagte zum Tod von Riza Baran: „Berlin verliert einen Menschen, der sich in herausragender Weise für seine Mitmenschen engagiert hat“.
Riza Baran war ein Vorreiter, er hat tiefe Spuren hinterlassen, und seine Stimme wird uns fehlen. Wir trauern um ihn, unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freunden.
Bonn, 06.05.2020