Wir trauern um Prof. Dr. Izzaddin Mostafa Rasoul
Am 03.10.2019 ist der Kulturwissenschaftler, Journalist, Autor und Politiker, Prof. Dr. Izzaddin Mostafa Rasoul, in Sulaimaniyya/ Kurdistan-Irak im Alter von 85 Jahren gestorben.
Mit ihm verlieren wir einen der renommiertesten Wissenschaftler für die kurdische Sprache und Kultur. Im Stadtteil Darkazin von Sulaimaniyya erblickte Izzaddin Mostafa Rasoul 1934 das Licht der Welt. Seine Schulausbildung erfolgte in Sulaimaniyya, 1952 studierte er arabische Philologie an der Universität Bagdad. Im Zusammenhang mit studentischen Unruhen wurde er verletzt, verhaftet und zu einer einjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Nach seiner Freilassung betätigte er sich als Lehrer, bis er entlassen wurde. Daraufhin flüchtete er nach Syrien und studierte von 1956-1958 an der Universität Damaskus arabische Literatur. Nach dem Machtwechsel vom 14. Juli 1958 kehrte er in den Irak zurück und schloss sein Studium der arabischen Literatur ab.
1960 siedelte er als Stipendiat in die damalige Sowjetunion über. 1963 promovierte er in Baku mit einem Arbeit zu dem Thema „Der Realismus in der kurdischen Sprache“. Zwischen 1963 und 1965 leitete er in Bulgarien eine Radiostation namens „Stimme des irakischen Volkes“. Nach seiner Rückkehr in den Irak 1965 lebte er ein Jahr unter den Peshmerga der Balekregion. Nach der Friedensvereinbarung zwischen der irakischen Regierung und der kurdischen Freiheitsbewegung Ende 1966 lehrte er eine Zeitlang an der Universität Bagdad. 1977 habilitierte er in Moskau über Leben und Werk von Ahmed-i Xani. Von 1981 bis zu seiner Suspendierung (und der weiterer Lehrkräfte) durch die irakische Regierung unter Saddam Hussein 1983/84 lehrte er an der Bagdader Universität.
Prof. Dr. Rasoul betätigte sich in vielfältiger Weise als Journalist und Autor. Er schrieb für die Al-Ahali-Zeitung in Bagdad. Nach der Schließung dieser Zeitung schrieb er für die kurdisch-sprachige Zeitung Zhin (Jin). Im Verlauf seines Lebens verfasste er über 80 wissenschaftliche und literarische Werke in arabischer und kurdischer Sprache.
1969 gehörte er zu jenen elf Gründungsmitgliedern, die den Kurdischen Schriftstellerverband ins Leben riefen. Als nach dem Friedensabkommen vom 11. März 1970 zwischen der irakischen Regierung und der Führung in Kurdistan Wahlen für diesen Verband in Bagdad abgehalten wurden, wurde Prof. Dr. Rasoul zum Verbandspräsidenten gewählt.
1992 wurde er als Kandidat auf der Liste der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) Mitglied des kurdischen Parlaments in Kurdistan-Irak.
1999 wurde er in Sulaimaniyya als Literat des Jahres ausgezeichnet.
Mit Prof. Dr. Izzaddin Mostafa Rasoul verbindet NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. seit den 1990er-Jahren eine lange Freundschaft. In Kurdistan heute Nr. 7 vom September/Oktober 1993 veröffentlichten wir ein Interview mit ihm über die Entwicklung des Bildungswesens im freien Kurdistan. Bei seinen Auslandsreisen nutzte er die Gelegenheit, uns zu besuchen. Er pflegte fortwährend gute Kontakte zu uns und bereicherte unsere Bibliothek mit zahlreichen Publikationen aus Kurdistan-Irak.
Er war eine herausragende Persönlichkeit, deren Andenken wir stets in Ehren halten werden. Er wird uns fehlen. Mit seinem Tod verliert die kurdologische Wissenschaft eine wichtige Stimme. Prof. Dr. Rasoul gehörte einer Generation an, die wichtige Impulse für die kurdische Kultur und Gesellschaft gegeben haben. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freunden.
Bonn, 03.10.2019