Kurden im Iran
Die Kurden blicken auf eine seit Jahrzehnten andauernde traurige, von Menschenrechtsverletzungen geprägte Geschichte zurück.
Seit Monaten, insbesondere seit der Pandemie und Verschlechterung der Wirtschaftslage, nehmen die Menschenrechtsverletzungen gegen Oppositionelle und Minderheiten vor allem in Rojhelat, dem hauptsächlich von Kurden bewohnten Gebiet im Iran, weiter zu. Im Iran sind im Schnitt mindestens ein Viertel der Inhaftierten, Gefolterten und Hingerichteten Kurden.
Menschenrechtsverletzungen gegen Kurden im Iran 2020/2021
Laut Amnesty International sind seit Jahrzehnten ethnische Minderheiten im Iran, darunter Kurden, Ahwazi-Araber, aserbaidschanische Türken, Belutschen und Turkmenen, einer tief verwurzelten Diskriminierung ausgesetzt, die ihren Zugang zu Bildung, Beschäftigung, angemessenem Wohnraum und politischen Ämtern einschränkt. Anhaltende Unterinvestitionen in Regionen, die von Minderheiten bevölkert sind, verschlimmerten Armut und Marginalisierung. Trotz wiederholter Aufrufe zur sprachlichen Vielfalt bleibt Persisch die einzige Unterrichtssprache in der Grund- und Sekundarschule. Obwohl Persisch die am weitesten verbreitete Sprache im Land und die Sprache der Regierung, der Literatur und der Populärkultur ist, sprechen schätzungsweise nur etwa 60 Prozent der Iraner Persisch als Muttersprache. Im ganzen Iran sind Sprachen wie Kurdisch oder Arabisch weit verbreitet, trotz zahlreicher Versuche des letzten Jahrhunderts, sie zu verdrängen. Seit Reza Shah Pahlavi 1925 den Thron bestieg, hat die iranische Regierung versucht, die Minderheiten des Landes auf Linie zu bringen und sie zu zwingen, sich einer engen Vorstellung von iranischer Identität anzupassen. Die postrevolutionäre Verfassung von 1979 versprach zwar gleiche Rechte für alle Minderheiten des Irans, dies waren aber nur leere Worte (National Fabric. Iran’s Ethnic Minorities, 2015).
Es ist eine traurige Tatsache, dass die Islamische Republik – zur Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung und im Kampf gegen jede Art von Widerstand – seit Beginn der Herrschaft der Mullahs Fortschrittsgedanken, Religions- oder kulturelle Freiheit, wie z. B. die Ausübung und Unterrichtung der kurdischen Sprache, verbietet sowie Gefangene und Geiseln öffentlich demütigt, inhaftiert, sie auspeitscht, bei Mitgliedschaft in Oppositionsparteien zu langen Haftstrafen oder zur Todesstrafe verurteilt, sie öffentlich aufhängt oder ihnen die Hände abhackt.
Allein zwischen dem 27. Dezember 2020 und dem 25. Januar 2021 wurden im Zuge von politischer Verfolgung 79 Personen festgenommen, bis März 2021 waren es über 130. Selbst Menschen, die in Rojhelat das Neujahrsfest „Newroz“ am 21. März gefeiert haben, wurden wegen der Ausübung ihrer Kultur verhaftet, obwohl „Newroz“ auch ein persischer Feiertag ist.
(Anmerkung: Dies ist ein Auszug aus einem Artikel von Frau Dr. Dana Pietsch, Asylzentrum Tübingen e.V., der in der Publikation „Anklagen“ – Ausgabe Sommer 2021 -, die vom Amnesty International-Bezirk Tübingen herausgegeben wird, erschienen ist. Frau Dr. Dana Pietsch hat ihn uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. NAVEND- Zentrum für Kurdische Studien e.V. übernimmt für den Inhalt keine Verantwortung.
Den vollständigen Artikel können Sie hier als pdf herunterladen.)